Kurzweiliges Künstlergespräch im Kaiser-Otto-Saal
Am gestrigen Abend fand ein ganz besonderes Podiumsgespräch im Kaiser-Otto-Saal des Kulturhistorischen Museums statt. Die Kulturstiftung Kaiser Otto und die Landeshauptstadt Magdeburg hatten zu dieser Veranstaltung geladen, um mit Bernd Göbel einen der renommiertesten deutschen Bildhauer und Medailleure der Gegenwart zu würdigen und über seine Portraitmedaillen für den Kaiser-Otto-Preis auch diese ganz besondere Ehrung der Landeshauptstadt Magdeburg zu präsentieren.
Ebenfalls geladen war Ulf Dräger, Referatsleiter Landesmünzkabinett der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, ausgewiesener Experte für Medaillenkunst und profunder Kenner von Bernd Göbels Arbeiten.
Freunde der Numismatik sowie an Kunstgeschichte und Historie interessierte Gäste waren der Einladung gefolgt. Im Mittelpunkt des Abends stand Bernd Göbel, ehemaliger Professor für Plastik an der Hochschule für Kunst und Design, Burg Giebichenstein und international vielgeachteter Medailleur. Göbels künstlerisches Schaffen ist überaus umfangreich. So hat er in Plaketten, Kleinplastiken und freien Kunstwerken für den öffentlichen Raum viele zeitgeschichtliche Ereignisse sowie aktuelle Themen und Diskurse verarbeitet. Einen bedeutenden Teil seines Schaffens hat er aber den Portraitmedaillen gewidmet. Neben der Leopoldina, für die er mehr als 20 Gelehrtenbildnisse geschaffen hat, ist auch die Landeshauptstadt Magdeburg Auftraggeberin von Portraitmedaillen für den Kaiser-Otto-Preis.
Bernd Göbel war es, der die Medaille revolutionierte. Er brach die ursprünglich runde Form der Medaille auf und verlieh ihr mit Einschnitten, scharfen Ecken und Kanten und charakteristischen Einprägungen besondere Gestaltungselemente. In Anerkennung und Wertschätzung seiner Arbeit wurden ihm, als erstem deutschen Künstler überhaupt, renommierte internationale Auszeichnungen zuteil. So wurde er im Jahr 2000 mit dem „J. Sanford Saltus-Award für herausragende Leistungen in der Medaillenkunst“ der Amerikanischen Numismatischen Gesellschaft ausgezeichnet. Im Jahr 2002 erhielt Bernd Göbel den „Grand Prix“ der internationalen Medaillenföderation FIDEM auf der Weltbiennale der Medaillenkunst in Paris. Später folgte der „Hilde-Broër-Preis“ für sein Lebenswerk.
„Die Portraitmedaille ist mir schon heilig.“ Bernd Göbel
Die Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Magdeburg, Simone Borris, betonte in ihrer Begrüßung das Vermächtnis Ottos des Großen für Magdeburg und hob die Bedeutung des Kaiser-Otto-Preises als höchste und wichtigste Auszeichnung der Stadt hervor. Seit dem 1.200-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2005 verleiht die Stadt gemeinsam mit der Kulturstiftung Kaiser Otto den gleichnamigen Preis an nationale und internationale Persönlichkeiten, die mit großem Engagement, Entschlossenheit und Mut für die europäische Idee und deren Werte einstehen. Der Preis ist ein Ehrenpreis in Form einer Medaille. Diese zeigt auf der Vorderseite das Portrait der Geehrten und auf der Rückseite eines der Herrschersiegel Ottos des Großen.
Damit ist diese Auszeichnung nicht nur eine Anerkennung des herausragenden Engagements der Preisträgerinnen und Preisträger, sondern auch eine ganz individuelle, persönliche und kunstvolle Würdigung.
Im anschließenden Podiumsgespräch mit Bernd Göbel und Ulf Dräger, das von Dr. Gabriele Köster, Direktorin der Magdeburger Museen moderiert wurde, ergab sich ein kurzweiliger Austausch zum Medium Medaille sowie zum Schaffen Bernd Göbels.
„Von der Augenblicklichkeit zur Ewigkeit“
Ulf Dräger gab den anwesenden Gästen einen Einblick in die Jahrhunderte alte Tradition der Medaille. Die Medaillenkunst sei eine der innovativsten Kunstformen, so Ulf Dräger. Die Idee dahinter veraltet nicht, sie sind für die Ewigkeit gemacht. Insofern sind Medaillen wichtige Wegzeichen, die die Geschichte beschreiben. Medaillen bewahren die Geschichte und bauen Zukunft.
„Einen Preis ins Leben zu rufen bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.“ Ulf Dräger
Die Geschichte des Kaiser-Otto-Preises ist noch relativ jung. Im nächsten Jahr besteht der Preis 20 Jahre. Eine ambitionierte und renommierte Ehrung zu entwickeln und zu etablieren, verlangt nach einem langfristigen Engagement. Sie erfordert die Kooperation mit verlässlichen Partnern und kann nur auf einer nicht veraltenden Idee mit einer besonderen gesellschaftlichen Relevanz und Akzeptanz beruhen. Eine solche Ehrung ist der Kaiser-Otto-Preis zweifelsohne. Im Vergleich zu anderen renommierten Preisen ist die Medaille des Kaiser-Otto-Preises eine Weiterentwicklung, eine ganz besondere Würdigung, ein Kunstwerk, ein ehrendes Denkmal. Dieser Anspruch, den die Landeshauptstadt Magdeburg mit ihrer höchsten und wichtigsten Auszeichnung erhebt, sei einmalig in Deutschland, so Ulf Dräger.
„Künstler haben die Verpflichtung, ihre Meinung mit Kunst auszudrücken.“ Bernd Göbel
In den 1980er Jahren entdeckte Bernd Göbel dieses Medium für sich. Seine Medaillen sind zeitgenössische Kunst. Er nähert sich zeitgeschichtlichen Themen und Ereignissen, diese werden wiederum zu Reliefs in Miniaturform. Einige seiner Medaillen schuf Bernd Göbel aus persönlichem Anlass, weil ihn die politischen Themen sehr beschäftigten. Sie sind insofern kritische Reaktionen auf zeitgeschichtliche Ereignisse. Kunst und Kultur nehmen innerhalb der Gesellschaft eine wichtige Rolle ein. Die Kunst vermag es Kritik zu üben, aber auch aufzumuntern, Mut zu machen. Sie bezieht Stellung zu den Herausforderungen unserer Zeit. Es sei daher Aufgabe der Politik, gerade auch in Zeit knapper Kassen, Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen, so Bernd Göbel.
Wie nähert sich Bernd Göbel nun aber den Preisträgerinnen und Preisträgern, die mit seinen Medaillen ausgezeichnet werden? Er sieht sich Fotos an, gewinnt Eindrücke der Preisträger aus Ton- und Videoaufnahmen. In den Plaketten versucht Bernd Göbel, die Charakteristik des jeweiligen Preisträgers bzw. der jeweiligen Preisträgerin einzufangen. Jemanden zu portraitieren, den man nicht persönlich kennt, sei extrem schwierig und so bedarf es großer Virtuosität, damit die Medaille, das Kunstwerk, Präsenz bekommt. Auf welch herausragende Weise Bernd Göbel dies in den vergangenen Jahren gelungen war, davon konnte sich das Publikum selbst überzeugen, hatte Bernd Göbel doch von allen bisher für den Kaiser-Otto-Preis geschaffenen Medaillen Zweitausfertigungen mitgebracht.
Für den Kaiser-Otto-Preis 2025 hat Bernd Göbel mit der Gestaltung von gleich zwei Medaillen ein neues Projekt übernommen. Aus Anlass der 10. Preisverleihung und des 20. Geburtstags des Preises hatte das Preiskomitee der Kulturstiftung Kaiser Otto mit Igor Levit und Lisa Batiashvili zwei Preisträger nominiert. Die Preisverleihung wird am 2. Juli 2025 an traditioneller Stätte, im Dom zu Magdeburg, stattfinden.
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