Jean Asselborn, ehemaliger Außenminister Luxemburgs, hält die Festrede bei der Verleihung des diesjährigen Kaiser-Otto-Preises an den Pianisten Igor Levit und die Violinistin Lisa Batiashvili. Die Laudatio für die beiden Kunstschaffenden wird der deutsche Schauspieler Christian Berkel halten. Die Ehrung erfolgt im Rahmen eines feierlichen Festaktes im Dom St. Mauritius und Katharina am 2. Juli.

Oberbürgermeisterin Simone Borris betont: „Europa ist so vielseitig wie seine Staaten und die Menschen, die hier leben – trotzdem sind wir geeint in gemeinsamen Werten wie Frieden, Toleranz und Demokratie. Doch auch unter Freunden sorgen unterschiedliche Anliegen mitunter für Uneinigkeit. Das ist nicht schlimm, im Gegenteil: Es ist eine essentielle Errungenschaft demokratischer Gesellschaften, dass jede kritische Stimme Gehör findet, auch wenn das Gesagte unbequem ist. Jean Asselborn und Christian Berkel tun genau das. Sie geben sich nicht mit dem Status quo ab, sondern zeigen uns, wo wir noch besser werden können, besser werden müssen. Darum bin ich froh, dass sie als Laudator und Festredner Teil unserer diesjährigen Preisverleihung sind.“

Festredner
Jean Asselborn wurde 1949 in Luxemburg geboren, ab 2004 bekleidete er das Amt des Ministers für auswärtige und europäische Angelegenheiten. 2023 endeten 19 ununterbrochene Jahre als Chefdiplomat des Großherzogtums Luxemburg. In dieser Zeit war er in Deutschland ein häufig geladener Gast in TV-Talkshows oder Radioprogrammen. Nicht alle wollten seine direkten und kritischen Worte hören, dennoch hat er bewiesen, dass auch die Stimme aus dem zweitkleinsten EU-Land Gewicht haben kann.

Als Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei Luxemburgs (LSAP) setzte er sich unermüdlich für die europäische Integration und internationale Zusammenarbeit ein. So spielte er eine Schlüsselrolle bei der Schaffung des Schengen-Raums und setzte sich für eine gemeinsame europäische Asylpolitik ein. Das Thema Migration bewegt den Sozialdemokraten, seit er 2015 die Insel Lesbos besucht hat. Regelmäßig kommen dort Menschen in seeuntüchtigen Booten an, Asselborn berichtete von eingezäunten Kindern und leeren Augen. Nicht zuletzt aufgrund dieser Erfahrung plädierte er für Verantwortung und Solidarität anstelle nationaler Interessen, konnte damit aber längst nicht alle EU-Staaten überzeugen.

Für sein Engagement wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und dem Commandeur de la Légion d’Honneur Frankreichs.

Laudator
Der 1957 in West-Berlin geborene Christian Berkel gehört heute zu den profiliertesten deutschen Schauspielern seiner Generation. Nach einer Schauspielausbildung in Paris und weiteren Studien in London begann er seine Karriere auf Theaterbühnen in Deutschland und Europa. Ab den 1980er-Jahren etablierte er sich zunehmend auch im Film und Fernsehen.

Internationale Bekanntheit erlangte Berkel durch Rollen in Produktionen wie „Der Untergang“, „Trumbo“ und dem Tarantino-Film „Inglourious Basterds“. Seine große Wandelbarkeit macht ihn zu einem gefragten Charakterdarsteller in deutschen und internationalen Produktionen. Im deutschen Fernsehen wurde er insbesondere durch die Titelrolle in der ZDF-Krimireihe „Der Kriminalist“ bekannt. Neben seiner Arbeit als Schauspieler ist er auch als Hörbuchsprecher und Autor aktiv.

Darüber hinaus nutzt Berkel seine Popularität und Präsenz, um sich öffentlich für europäische Werte wie Demokratie, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit stark zu machen. Er bezieht aktiv Stellung gegen Nationalismus und Ausgrenzung und unterstützt Initiativen, die für ein offenes, geeintes Europa eintreten.

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