„Die Ermittlung – Oratorium in 11 Gesängen“ – eine besondere Lesung am 27.01.2025 in der Johanniskirche

MAGDEBURGER PUPPENTHEATER UND DOMCHOR ERINNERN IN DER JOANNISKIRCHE AN DIE BEFREIUNG VON AUSCHWITZ VOR ACHTZIG JAHREN

Am 27.Januar dieses Jahres jährt sich zum 80. Male die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die sowjetische Armee. In seinem „Oratorium in elf Gesängen, Die Ermittlung“, basierend auf den Aussagen im Frankfurter Auschwitz-Prozess der sechziger Jahre, setzt der Dramatiker Peter Weiss ein eindringliches Mahnmal. Mit einer szenischen Lesung unter Mitwirkung des Magdeburger Domchors erinnert das Ensemble des Magdeburger Puppentheaters zusammen mit den Gästen Gabriele Grauer, Gerhild Reinhold und Peter Wittig nicht nur an die nationalsozialistischen Verbrechen, es zeigt mit diesem Text gleichzeitig Ursachen und Auswirkungen dieses Menschheitsverbrechens auf. Als besonderer Gast wird der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Deutschen Bundestages, Michael Roth, bei der einmaligen Aufführung am Holocaust-Gedenktag in der Magdeburger Johanniskirche mitwirken.

Veranstalter
Das Puppentheater Magdeburg, die Magdeburger Domgemeinde, die Dommusik und das Friedensforum Johanniskirche.

Mitwirkende
Richard Barborka, Holk Freytag, Gabriele Grauer, Luisa Grüning, Linda Mattern, Lennart Morgenstern, Gerhild Reinhold, Michael Roth, Sabine Schramm, Jana Weichelt, Kaspar Weith, Peter Wittig und der Magdeburger Domchor unter Leitung von Domkantor Christian Otto, Regie Holk Freytag, Dramaturgie Moritz von Schurer
Die Vorstellung beginnt in der Johanniskirche um 20 Uhr, der Eintritt beträgt 13 Euro.

Zum Stück
Ausgehend von den Zeugenaussagen im Frankfurter Auschwitz-Prozess der Jahre 1963 bis 1965 und in formaler Anlehnung an Dantes „Göttliche Komödie“ beschreibt der Dramatiker Peter Weiss in elf „Gesängen“ Struktur, Alltag und Folgen der Verbrechen im größten Vernichtungslager der NS-Herrschaft. Er lädt ein zu einem Prozess der Aufarbeitung, zu dem die konkreten Erinnerungen der Opfer ebenso gehören wie die Verdrängung der Schuld durch die Täter, die im westdeutschen Wirtschaftswunderland als Experten mit technischem Sachverstand wieder in Amt und Würden gekommen waren. Mit seiner Methode liefert Weiss den Anlass für eine Geschichtsbetrachtung, die dazu auffordert, die Vergangenheit als Lehrmeister für die Gegenwart zu nutzen. Dabei geht es Weiss nicht darum, wie er immer wieder betont, den Frankfurter Prozess auf der Bühne nachzustellen, sondern die Todesfabrik begreifbar zu machen. „Die Ermittlung“ ist in jeder Hinsicht ein Passionsspiel. Es geht nicht darum, die Angeklagten noch einmal zu verurteilen, sondern zu zeigen, wozu ein Mensch fähig und willens ist, wenn ihm alles erlaubt ist, wenn Hass und Verachtung zur Norm geworden sind. „Die Ermittlung“ zeigt eine Welt, in der es keine Gesetze gibt. Zugleich eine Welt, die hermetisch abgeschlossen ist und mit der Welt, in der wir uns eingerichtet haben, nichts mehr zu tun hat. Weiss zeigt, dass Auschwitz durch eine Ideologie möglich wurde, die auf der Überlegenheit einer Gruppe von Menschen über andere beruht.